Freiheit und die Tragik der Sehnsucht
Sehnsucht ist ein großer Motor, der sehr viel in Bewegung bringt. Und Freiheit ist ein großes Ziel.
Aber Sehnsucht führt nur selten in die Freiheit. Dies ist der Schluss vom Vortrag im Video. Vorher gehe ich auf vier Punkte zum Thema Freiheit und Sehnsucht ein.
Alle reden von Freiheit
Das Thema Freiheit ist in Kultur und Politik sehr präsent. Alle nutzen sie für sehr unterschiedliche Standpunkte. Gibt es eine Perspektive oder eine Erfahrung, in der sich alle einig sind? Gibt es einen Ausgangspunkt, auf den sich alle beziehen?
Warum ist Freiheit nie genug?
Wir leben in einem Land mit sehr vielen Freiheiten. Und doch versiegt die Sehnsucht nach Freiheit nicht. Was nährt diese Sehnsucht und warum hört sie nie auf?
Freiheitskämpfer haben keine Ahnung von Freiheit
Freiheitskämpfer eignen sich als Ikonen und sie können Diktatoren stürzen. Sie können Massen mobilisieren und Mauern aus den Weg räumen. Aber der Freiheit stehen sie meist hilflos gegenüber. Woran liegt das?
Warum führt die Sehnsucht nach Freiheit nicht zur Freiheit?
Sehnsucht ist sehr attraktiv. In ihr drücken sich intensive Gefühle aus. Sie wollen Grenzen sprengen und Freiräume bilden. Die Liebe von Romeo und Julia ist deshalb Inbegriff von einer romantisch-sehnsuchtsvollen Liebe weil sie nicht ankommt.
Kuba, Nicaragua usw. sind von sehnsuchtsvollen Revolutionen geprägt, die nicht in der Freiheit ankommen.
Aber auch unsere eigene jüngere Vergangenheit ist ein gutes Beispiel: Sehnsucht zerstört Grenzen und baut neue auf. Mit Freiheit kann sie wenig anfangen.
Um all diese großen Fragen geht es in den knapp 10 Minuten im Vortrag. Natürlich sind Zustimmung und Widerspruch bei den Kommentaren gern gesehen.
Quellen
- Die Bilder von Romeo & Julia und von Che Guevara stammen von Wikipedia
- Im Video wird ein Zitat von Wilhelm Reich genutzt. „Vorsicht vor dem Freiheitskrämer in Sachen Liebe und Leben! Er meint nicht das was er sagt. Er weiß nichts über das Leben und dessen Schwierigkeiten. Er verwandelt alle Realitäten in Formalitäten und alle praktischen Probleme des Lebens in Ideen über ein zukünftiges Paradies der Menschen.“ Reich, Wilhelm: Christusmord, Frankfurt/M 1983, S. 307
Es ist eine interessante Überlegung, dass Sehnsucht bestätigt werden möchte und nicht befriedigt.
Ich stimme noch nicht in jeder Hinsicht zu. Hinter der Sehnsucht liegt ein Bedürfnis – und das wird bestätigt. Dann kann eine neue Sehnsucht entstehen. Solange wir uns weiterentwickeln kommt hinter der eroberten Wiese wieder eine Mauer hinter der eine weitere neue Landschaft liegt… und solange die Sehnsucht wach bleibt folge ich ihr und erobere Landschaft um Landschaft und überwinde etliche Mauern. Für mich ist die Frage interessant, ob mich meine Sehnsucht leiden lässt oder ob sie mir erfreulicher Antrieb zu beherzten Taten sein kann. Klein fühle ich mich nicht mit meiner Sehnsucht.
Danke für den inspirierenden Vortrag und die anschaulichen Bilder dazu
Liebe Ute,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Für mich ist immer beides da: Antrieb und Leid. Wie ich es dann erlebe liegt dann daran, inwieweit ich mich als gestaltend bzw. handlungsunfähig erlebe.
Dein Bild von der Wiese find ich gut und ich erlebe es oft auch so.
Wenn man aber nun aus der Sucht aussteigen würde, würde sich doch dieses Bild verändern, oder? Vielleicht müssten dann die Ränder nicht wieder als zu überwindende Mauern gesehen werden.
Ich glaub nicht, dass die großen Freiheitskämpfer keine Ahnung von Freiheit haben. Wer sich nach Freiheit sehnt, hat sie bereits gefunden…….
Wenn ich Freiheit gefunden hätte, woher käme dann die Sehnsucht danach?
Das Thema und die Bilder haben sich mir erschlossen. Aber wie lautet die Antwort? Was ist Freiheit nun und wie komme ich da hin?
Wahrscheinlich geht es darum genau auf die Ursache der Sehnsucht zu schauen und dann die kleinen Schritte einleiten, die diese Situation verändern können, anstatt mich in eine schöne heile Welt zu projizieren.
Lieber Schorsch,
Gute Frage……
Logisch ist meine Aussage nicht.
Eigentlich hast du im folgenden Kommentar benannt, was ich meine. Wenn ich auf die Sehnsucht schaue und dann kleine Schritte in die Richtung gehe, bin ich bereits frei. Im Sinne von:
Der Weg ist das Ziel.