Menschen im Zoo (Wilhelm Reich)
„Kein Reh oder Bär,
kein Elefant oder Wal,
kein Vogel und keine Schnecke
könnten jemals so auf der Stelle sitzen
wie der Mensch.
Sie würden austrocknen und bald sterben.
Im Zoo kann man sehen,
was das Sitzen aus
wilden Tieren macht.“
Wilhelm Reich
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Quelle: Wilhelm Reich: Christusmord, Frankfurt/M, 1983, S.120
Nöbauer spricht in einem Aufsatz über das Sitzen von der disziplinierende und betäubenden Bedeutung.
„Dieser homo sedens ist Eickhoff zufolge in der Moderne sogar zu einem homo sedativus transformiert. […] Mit den Auswirkungen von Muskelverspannung und Atemreduktion wachsen in der Schule die Kinder in den Stuhl hinein. Nach den Schuljahren sind alle, unabhängig davon, wassie danach tun werden, ein homo sedens und homo sedativus, so Eickhoff. Im Sitzen auf dem Sessel nimmt in der Schule der Wille der Institution und der Gesellschaft Besitz vom Leib der Einzelnen. Ordnung und Disziplin werden über diese Form des Sitzens von außen nach innen verlegt.
»Wenn die Einübung ins Sitzen zu stabileren Leibes- und Sozialstrukturen geführt hat, wird das Sitzen allmählich zum Bedürfnis. Wenn sich die Menschen freiwillig setzen, hat die Gesellschaft über ihre einzelnen Glieder gesiegt und sie zu Individuen umgestaltet.«
Und: »was bleibt ist die Lust am Sitzen und damit die Lust an der Hemmung sowie das Weitergeben des Befehls an andere, zu sitzen.«“
https://www.academia.edu/4917602/Korporale_Performanz._Zur_bedeutungsgenerierenden_Dimension_des_Leibes (S. 33)
Sie zitiert aus Eickhoff, Hajo: Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens, München/Wien: Carl Hanser Verlag 1993