,

Konfrontative Pädagogik als Grenzarbeit

Konfrontative Pädagogig

Die Konfrontative Pädagogik spricht ein längst überfälliges Thema an: die Bedeutung der Grenze in der Pädagogik. Ihre Antworten sind nicht überzeugend.

Konfrontative Pädagogik

Drei kurze Hinweise:

Konfrontative Pädagogik – Stigmatisierung

  • Der Kriminologe Weidner hat offensichtlich seine vom Strafvollzug geprägte Perspektive nie aufgegeben. Eine Pädagogik für die „schwierigen“ Kinder an der Schule führt nicht zur Problemlösung, sondern zu Stigmatisierung. Es stimmt, Kinder und Jugendliche (aber auch Erwachsene) müssen die Konsequenzen der eigenen Handlungen spüren. Sie sind verantwortlich für ihr Verhalten. Das ist ein zentrales Thema in der Sozialisation. Allerdings gilt das für alle Personen und nicht nur für die unangenehmen abweichenden Jugendlichen. Die Alternative, hier Empathie und dort Konfrontation ist falsch, gefährlich und langfristig ineffektiv![1]

Konfrontative Pädagogik – Starre Grenzen

  • Im Zentrum steht die Grenze bzw. die (Kon) Front (ation). Über die Qualität gibt es vor allem die Aussage, dass sie klar, eindeutig und durch Konsequenzen gestützt sein soll.
    Es sind gesetzte Grenzen. Trotz aller Versuche, sie ‚demokratisch’ zu legitimieren (Sie sollen „nicht willkürlich erscheinen“ (Büchner)) sind es primär Versuche, die bestehenden Machtstruktur zu festigen. Das merken auch die Jugendlichen.
    Es sind starre Grenzen. Der Aufruf, das „ganze Kollegium“ hinter die Grenzen zu sammeln und sie konsequent umzusetzen, deutet auf eine wesentliche Gefahr für die Grenzen hin: Flexibilität. Die Grenzen sind nicht klar, sondern beziehen ihre „Klarheit“ aus der Starre.

Konfrontative Pädagogik – Stabilität

  • Die Grenzen werden gesetzt, um den Lehrern die „Provokation“ ihrer Ordnung durch abweichende SchülerInnen zu ersparen. Da sich dies zu sehr nach Erziehung der fünfziger Jahre anhört, werden nicht überzeugende Konzepte der Grenzziehung entwickelt.
    Anstatt immer neue Legitimationsversuche zu starten, wäre es viel sinnvoller zu fragen, von was sich die Grenzen ableiten und welche Eigenschaften daraus folgen.

Leben ist eine begrenzte pulsierende Einheit. Die Grenze ist einfach da, sie muss nicht kompliziert gesetzt werden. Über die Beweglichkeit dieser Grenze kommunizieren Lebewesen miteinander. Sie ist die Membran. Wenn sich die LehrerInnen Grenzüberschreitungen ausgesetzt sehen, so stellt sich auch die Frage nach der Qualität der eigenen Struktur, der Bezug zu den eigenen Grenzen und der Struktur der Schule. Ein Setzen von künstlichen, starren Grenzen kann diese Frage nicht ersetzen, sondern nur vertuschen.

—–
[1] vgl. dazu auch den Briefwechsel von W. Reich mit A. S. Neill zum Thema ‚Disziplin in der Erziehung‘. Placzek, Berverley R. (Hrsg.): Zeugnisse einer Freundschaft. Der Briefwechsel zwischen Wilhelm Reich und A.S. Neill 1936-1957. Köln 1986

Verpassen Sie keinen Blogartikel.
Abbonieren sie einfach den Newsletter

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert