Welttoilettentag-Kompostklo

Kompostklo-Welttoilettentag

Heute am 19.11. findet wie jedes Jahr der Welttoilettentag statt. Dies ist kein Werbegag des Sanitärverbandes, sondern ein Hinweis auf die teilweise katastrophalen Zustände in diesem Bereich.[1] Was bei uns selbstverständlich ist, ist es eben nicht überall.

Kompostklo-Welttoilettentag

Und trotzdem ist unser Umgang mit dem Thema alles andere als vorbildlich. Laut Bundesumweltministerium verbraucht jeder Bundesbürger ca. 40 Liter Wasser für die Toilette – pro Tag.[2] Hinzu kommen riesige Kosten zur Bereitstellung des Wassers und zur „Entsorgung“ (Kanalisation, Kläranlagen usw.). Dies ist kein Modell für die so genannte Dritte Welt. Wasser ist das zentrale Lebensmittel und viel zu schade zum spülen (Weltwassertag ist am 22.03.).

„Dass wir Wasser immer noch als Transportmittel für Fäkalien und Industrieabwasser benutzen, um sie nachher aufwendig und unter hohem Energieverbrauch in der Kläranlage wieder herauszuholen, ist doch keine zukunftsfähige Lösung.“ (Klaus Töpfer)[3]

Unser Kot und Urin sind das Einzige, was wir selbst direkt herstellen können. Dies Produkt wegzuspülen, ist einfach unökonomisch.

Kompostklo-Hundertwasser-WelttoilettentagKompostklo

Friedensreich Hundertwasser trat sehr radikal für das Kompostklo ein.[4] Er plädierte nicht für das stinkende anaerobe Plumpsklo, sondern für die Kompostierung unserer „heiligen Scheiße“.

Das Kompostklo gibt es in sehr verschiedenen Variationen vom besseren Eimer in der Gartenlaube bis hin zur zentralen Anlage im Mietshaus[5] Sie sind tausendfach erprobt und entsprechend ausgereift und mit relativ einfachen Mitteln herstellbar.[6] In diese Richtung muss weitergedacht werden.

Als Kuriosität zum Welttoilettentag wird in den Medien (Fokus, N24, WDR5 usw.) gern auf Hundertwassers letztes Kunstwerk hingewiesen: die öffentliche Hundertwassertoilette in dem kleinen Ort Kawakawa[7] in Neuseeland.

Alle mögen sie – leider ist es nur ein WC.


[1] vgl. z.B. Und wie waren die Klos? TAZ. 19.11.2008

[2] Bundesministerium für Umwelt …

[3] Frankfurter Rundschau. Neuer Unep-Chef. Töpfer fordert Revision der Umweltpolitik. 26.01.98

[4] vgl.: hundert-wasser; ökoeffizient handeln

[5] vgl. z.B. Sanitärtechnik ohne Wasser; Lorenz-Ladener: Kompost-Toiletten

[6] vgl.: Klovolution. Vom Wassersparen zur Abwasservermeidung (bbu)

[7] Öffentliche Toilette in Kawakawa

Kompostklo-Welttoilettentag-iyslogo_ltouSiehe auch die Seite der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) zum „Internationales Jahr der Sanitären Grundversorgung 2008

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4 Kommentare
  1. idiedrich
    idiedrich sagte:

    In der Le Monde doplomatique Februar 2010 standen zwei ausführliche Artikel zu dem Thema.
    In „Klos für die Welt“ (S. 1; 12-13) gibt es einen guten Überblick über die weltweite Situation der sanitären Anlagen. Karten der WHO und Unicef machen deutlich, wo welche Arten von Toiletten in Gebrauch sind. Auch die Anzahl von Cholerafällen und Durchfallerkrankungen werden dazu in Beziehung gesetzt. Ein Resümee lautet:
    „Ein weiteres Problem ist der aktute Wasserstress – wie Fachleute den zunehmenden Wassermangel nennen – in vielen Ländern Afrikas und des Nahen und Mittleren Ostens, aber auch in Indien und China. Schon deshalb wäre ein universelles, am Vorbild der industriellen Länder orientiertes Abwassersystem von vornherein zum Scheitern verurteilt.“

    In dem zweiten Artikel (12-13) „Sanitäre Modelle für alle“ geht es u.a. um die Bedeutung „moderner Trockentoiletten“

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  2. Ingo Diedrich
    Ingo Diedrich sagte:

    Von einem Urlauber habe ich den Hinweis erhalten, dass oben auf dem Col du Télégraphe (1600 m) in Frankreich eine neue öffentliche Komposttoilette steht. Dies Klo ist wohl nicht so schön wie das von Hundertwasser in Neuseeland, aber dafür technisch viel weiter entwickelt.

    oeffentliche Komposttoilette
    Komposttoilette Anleitung, Col du Télégraphe

    Antworten
  3. Ingo Diedrich
    Ingo Diedrich sagte:

    Hallo Frank Dahlmann
    Ich habe mit großem Interessen den Text in Ihrer Zeitschrift gelesen.

    Ich musste mich erst einmal an die Perspektive eines Wirtschaftsmagazins einstellen. Den Menschen so explizit als homo oekonomicus anzusprechen ist mir fremd. Formulierungen wie ‚Respekt vor dem Kunden‘ machen mich stutzig. Was für eine Art von Respekt ist das?
    Auch die Marketingperspektive bei der Entwicklung der Tüte ist gewöhnungsbedürftig. Wenn die Tüte und die Kompostierung so ‚modern‘ ist, warum gibt es das bei uns nicht auch?
    Wenn der Architekt Wilhelmson seine Städte baut, baut er dann auch diese ‚modernen Toilettensysteme‘ ein oder greift er auf alte Wassersysteme zurück? Immerhin kommt er aus dem Land der Lindströms usw. Oder gibt es eine Moderne für die Reichen und eine für die Armen?

    Abgesehen davon fand ich den Artikel sehr erfrischend. Eine weitere sinnvolle Art, sich dem Thema zu nähern. Kot ist hier nicht einfach nur Abfall, der entsortgt wird, sondern kann zu etwas wertwollem werden.
    Der Zusammenhang zwischen schlechtem Umgang mit den Ausscheidungen und den Krankheiten und die Möglichkeit, da mit relativ geringen Mitteln etwas zu tun, wird sichtbar.
    Es irritiert, wenn ein Thema, das bisher nur verschämt angegangen wird in so ein positives Licht gerückt wird. Und diese Irritation ist gut!
    Vielleicht kann der Markt ja tatsächlich eine Dynamik entfachen, die dem Thema gut tut und z.B. auch andere Systeme in die Diskussion bringt.
    In diesem Sinne kann ich dem PeePoo nur alles Gute wünschen.
    Viele Grüße
    Ingo Diedrich

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