Vitalisierung Göttingen

Seit dem scharfen Essen beim Inder ist das Thema Vitalität in meinem Leben sehr präsent geblieben. Ich bekomme „Vital Tee“ geschenkt und stolpere über Bücher mit dem viel sagenden Titel: „Vitalisierung. Das Management der neuen Lebendigkeit„. Den Autoren geht es um die Unternehmensvitalisierung. Die Wirtschaftswissenschaftler bringen zahlreiche Beispiele, Unternehmen lebendiger zu machen.

Vitalisierung Göttingen

Interessanterweise kommen sie auch zu Aussagen, die meinen bisherigen Einschätzungen sehr nahe kommen.

Sie sehen:

  • … einen wichtigen Trend, „vitale Organisationen“ zum Leitbild zu machen: „Organisch statt mechanisch, vital statt bürokratisch heißen die Losungen“.
  • … „eklatante Defizite“. So fehle ein „zumindest ansatzweise anerkanntes Vitalisierungskonzept“ sowie „theoretische Fundierungen“.
  • … dass Beschreibungen „an Tautologien“ grenzen, „indem Unternehmen als vital bezeichnet werden, die erfolgreich sind.“ (58) (vgl. Vitalität – Nachtrag)
  • … dass „in vielen Fällen eine konkrete Definition von ‚vital‘, ‚Vitalität‘ oder ‚Vitalisierung‘“ fehlt. (60) (vgl. Vitalität)
  • … dass die Ansätze „überwiegend eklektisch sind, d.h., sie bedienen sich ‚passender‘ Elemente aus unterschiedlichen Konzepten.“

Vitalisierung – das Leben in der Organisation

Trotz der großen Defizite in der theoretischen Fundierung scheint der Begriff der Vitalität auch im ökonomischen Sektor über eine große Orientierungskraft zu verfügen. Es werden mehrere Definitionen angeführt, in denen Unternehmen einfach als „lebendiger Organismus“ oder „lebendes System“ betrachtet werden. Auch das Vitalisierungskonzept des Buches basiert auf der Vorstellung, „die Organisation als organisches, d.h. lebendiges Gebilde“ (21) zu begreifen.

Leben wird hier nicht nur als Analogie genommen, sondern auch als eine konkrete Charakterisierung. Bei so weitreichenden Aussagen wären die theoretischen Grundannahmen doch sehr interessant: was ist ein „lebendiges Gebilde“?

Vitalisierung WirtschaftTrotz einer fehlenden Antwort bleibt das Buch spannend. Wie bei Wilhelm Reich werden in der Beschreibung zwei grundsätzliche Richtungen angenommen: vom „Kern“ nach außen und umgekehrt.

Aber noch interessanter ist, dass die Autoren ihrem Konzept ein energetisches Modell zugrundelegen. Die zentralen Elemente des vitalen Unternehmens sind „Spannkraft und Entwicklungsenergie“. Diese gilt es in den verschiedenen „Vitalisierungsfeldern“ zu fördern.

Wenn man sich das „vitale Unternehmen“ vorstellt, „dann treten hierzu Kennzeichnungen auf wie Lebens-und Entwicklungsenergie sowie Lebenswille und Überlebenskraft. Weitere Charakterisierungen zeigen sich in Spannkraft, Lebhaftigkeit, Temperament, Fitness, Schwung, Elan und ‚Biss‘“. (21)

Auch diese Bilder hätten mehr Kraft, wenn sie durch eine theoretische Fundierung zu wissenschaftlichen Begriffen würden. Sehr angenehm empfinde ich es, dass die Autoren die fehlenden Grundlagen nicht leugnen, sondern als zu schließende Lücken beschreiben.

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Quelle:

Steinle, Claus; Eggers, Bernd; Thiem, Henning; Vogel, Bernd: Vitalisierung. Das Management der neuen Lebendigkeit. Frankfurt/M. 2000

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