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Die Welle des Wollens: gestalten und zulassen

Welle-wollen-Schnecke-Wille

Manche Menschen wollen viel. Sie stecken voller Ziele und Pläne. Oft sind sie recht zupackend. Sie haben ein organisatorisches Geschick und setzen die anstehenden Projekte zielgerichtet um. Sie erreichen viel.

Welle-wollen-Schnecke-WilleUnd doch ist da oft das Gefühl, dass irgendetwas fehlt – die Sehnsucht wird nicht gestillt. Häufig übernehmen sich so Menschen, achten nicht auf ihre Grenzen, verausgaben und erschöpfen sich. Hohe Aktivität nach außen und innere Leere gehen hier Hand in Hand.

Von Motivation getrieben und von Zielen gezogen wird das Wollen zerrieben.

Zaudern

Auf der anderen Seite kommen Menschen in die Beratung weil sie nichts wollen. Das Leben geht so dahin, ohne dass sie es gestalten. Sie spüren kaum eigene Wünsche und eine Umsetzung erscheint oft fehl am Platz. Ist das was ich spüre tatsächlich mein Wollen oder doch nur wieder eine Erwartung der Anderen? Das eigene Zaudern belastet sie sehr. Nach außen wirken diese Menschen oft kraftlos, zerrissen und auf Dauer langweilig.

Welle-wollen-Rad-fahren

Die einen suchen Sinn und greifen nach der Kraft des Wollens. Die anderen suchen sich in der Welt und ersehnen das Wollen.

Welle wollen

Welle-wollen-wollenMir gefällt das Bild der Welle.
In der Welle gibt sich die Kraft des Ozeans eine Form.
In ihr wird die Mächtigkeit konkret spürbar. Sie ist nichts als Ozean und doch etwas Besonderes. Sie wirft um und zieht mit. Die Welle hat eine Richtung, aber sie benötigt kein Ziel als Kontrollpunkt. Sie ist eigenmächtig.
Und wenn sie an den Strand kommt, verliert sie ihre Form. Sie stirbt und fließt unsichtbar in das Meer zurück.

Nur wenn wir die Power akzeptieren und das Ende annehmen, können wir die Welle ausdrücken, ohne sie zu kontrollieren. Nur wenn wir ihr vertrauen und loslassen können wir ungezwungen gestalten. Nur wenn wir die Spannung ihrer Form aushalten kann sie uns tragen und befriedigt an den Strand legen.


Irvin D. Yalom arbeitet das Thema in dem Buch „Existentielle Psychotherapie“ (Kap.7) sehr schön auf: inhaltsreich und sehr gut lesbar.

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3 Kommentare
  1. annette
    annette sagte:

    Ein schöner Text.
    ja, mir gefällt das „Bild“ mit der Welle auch sehr….
    Willigis Jäger hat ein Buch dazu geschrieben. „Die Welle ist das Meer“. Er schreibt darin über die Liebe zum Leben und zum Tod. Über Hingabe und Vertrauen.
    Für mich ist die Welle und das Meer ein sehr hilfreiches mentales Bild. Es fällt mir leicht dieses innere Bild auf meinen Atemrhythmus zu übertragen. Mit dieser „inneren Übung“ gelingt es mir immer besser Spannungszustände wahrzunehmen, anzunehmen und zunehmend auch loszulassen….. Gott sei Dank.

    Antworten

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